Februar-Blog

Tabletten und ein Glas Wasser (Foto Peter Bechmann)

TUM: Meta-analysen zur Reduktion von Dosis und Polypharmazie antipsychotischer Medikamente bei Schizophrenie

Oft wird Menschen bei Schizophrenie eine Therapie mit mehr als einem Antipsychotikum oder mit einer hohen Dosierung angeboten, um eine wirksame Behandlung zu erreichen. Zwei systematische Übersichtsarbeiten mit Metaanalyse der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie an der Technischen Universität München (TUM) beschäftigen sich mit der Reduktion der Dosierung (A) und der Reduktion der Anzahl der Antipsychotika (B). Es wurden Daten über die Wirkung der Behandlungen, unter anderem über Lebensqualität und Rückfälle, Anzahl der Studienabbrecher*innen, Symptomatik und Nebenwirkungen sowie Mortalität gesammelt.

Im Fall B ergab sich, dass bei einer Verringerung der Anzahl der Antipsychotika die Zahl der Teilnehmer*innen, die die Studie vorzeitig verlassen, erhöht sein kann (insbesondere aufgrund der mangelnden Wirksamkeit der Behandlung) und dass eventuell mit einer Verringerung der Negativsymptome zu rechnen ist. Die anderen untersuchten Wirkungen zeigten keinen Einfluss.  Die Wissenschaftler*innen weisen darauf hin, dass diese Ergebnisse teils auf einer geringen Datenbasis beruhen und daher mit einer gewissen Unsicherheit behaftet sind.

Auch in Fall A ergab sich kein einheitliches Bild: Es zeigte sich, dass eine Verringerung der Dosis die Zahl der Teilnehmer*innen mit einem Rückfall erhöhen kann. Gleichzeitig gab es keinen Einfluss auf die Rückkehr ins Krankenhaus (unsicher) und wahrscheinlich gab es mehr Teilnehmer*innen, die die Studie aufgrund von Nebenwirkungen verlassen haben. Wahrscheinlich zeigte sich kein Einfluss auf Lebensqualität und Funktionsfähigkeit. Die Daten könnten nach Meinung der Wissenschaftler*innen Betroffenen und Ärzt*innen immerhin im Rahmen einer gemeinsamen Entscheidungsfindung dabei helfen, die Vor- und Nachteile einer Reduzierung der Dosis in Einzelfällen abzuwägen, sobald eine klinische Stabilität erreicht ist.

Diese Informationen stammen von der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der TUM. Die wissenschaftlichen Originalartikel finden Sie unter https://www.cochranelibrary.com/cdsr/doi/10.1002/14651858.CD014384.pub2/full und https://www.cochranelibrary/cdsr/doi/10.1002/14651858.CD014383.pub2/full.

Alle Informationen zum Projekt sind auch auf der Website der Klinik unter https://www.psykl.mri.tum.de/node/82 verfügbar. Für den Kontakt steht Dr. Irene Bighelli unter irene.bighelli@tum.de bereit.   


Grafik auf der Seite https://kbo-iak.de zur stationsäquivalenten Behandlung (StäB)

was ist Stationsäquivavalente Behandlung (StäB)?

StäB ist eine intensiv aufsuchende akutpsychiatrische Behandlung, an sieben Tagen die Woche durch ein multiprofessionelles Team, also eine Behandlung in gleicher Intensität und mit den gleichen Mitteln wie in der Klinik – nur dass sie Zuhause stattfindet.

Eine aufsuchende Behandlung erscheint möglich und sinnvoll, wenn Patient*innen stark auf die Vertrautheit ihrer häuslichen Umgebung angewiesen sind.

Ein multiprofessionelles Team unter der Leitung von Dr. Eva Ketisch, Dr. Gunter Weikl und Frau Tina Bareither ist seit Oktober 2018 klinikübergreifend zuständig für das StäB-Behandlungsangebot.

Kontaktaufnahme zum StäB-Team bitte immer telefonisch über die Zentrale Aufnahme 089/4562-3486. Die Informationen über StäB stammen von https://kbo-iak.de/kliniken-und-bereiche/kbo-stationsaequivalente-behandlung-staeb-muenchen.

StäB gibt es auch in anderen Städten Deutschlands.


Die Villa auf der Seite https://kbo-iak.de über die kbo-Klinik für Suchtmedizin und Psychotherapie

Die „Villa“ in München: niederschwellige Hilfe bei Suchtproblemen

Das kbo-Isar-Amper-Klinikum bietet mit der Ambulanz und Tagesklinik in der Schwabinger „Villa“ eine Alternative zum stationären Entzug an.

Informationen zu Öffnungszeiten, Terminenabsprachen und Aufnahmekriterien finden Sie unter  https://kbo-iak.de/standorte/kbo-isar-amper-klinikum-haar/kbo-klinik-fuer-suchtmedizin-und-psychotherapie. Als Notfallnummer ist mit 089/4562-0 die zentrale Aufnahme des kbo-Isar-Amper-Klinikums in Haar angegeben.

Für Bewohner im Münchner Norden ist primär die Ambulanz und Tagesklinik der kbo-Klinik Nord in der Leopoldstraße 175 zuständig. Anmeldung unter Tel. 089/206022-522!


Headergrafik auf der Seite www.aerzteblatt.de

aerzteblatt.de:
Die Rolle der Polizei in der psychiatrischen Versorgung

Polizistinnen und Polizisten sind oft an der Einweisung von psychisch erkrankten Menschen in die Psychiatrie beteiligt. Fragen zur konstruktiven Zusammenarbeit zwischen beiden Institutionen haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Rahmen eines interdisziplinären Symposiums erörtert. Das Symposium wurde von der Forschungsgruppe SALUS unter der Leitung der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Präventivmedizin am Universitätsklinikum Bochum des Landschaftsverbands Westfalen Lippe (LWL) initiiert.

Prof. Dr. jur. Thomas Feltes, ehemaliger Inhaber des Lehrstuhls für Kriminologie, Kriminalpolitik und Polizeiwissenschaft, verwies auf fehlende Kenntnisse über psychische Störungsbilder und eine damit einhergehende Überforderung. Laut Feltes sei es wichtig für die Einsatzkräfte, Ruhe zu bewahren, langsam und deutlich zu sprechen, sich nicht provozieren zu lassen, Drohungen zu vermeiden, Hilfe anzubieten und Verständnis sowie Interesse an der Person zu zeigen. Die Polizeikräfte sollten aktiv versuchen herauszufinden, wie sie die Situation verbal und nonverbal ohne Einsatz von Gewalt lösen können.

Helfen könne ebenfalls, wenn möglichst viele Informationen bei der Leitstelle gesammelt und an die Einsatzkräfte weitergegeben werden. Auch eine Liste von rund um die Uhr verfügbaren Psychiaterinnen und Psychiatern, die in Notsituationen hinzugerufen werden können, hält Feltes für sinnvoll. Wichtig seien vor allem Fortbildungen in den Wachen, in denen reale Fälle aufgearbeitet und so ein Bewusstsein für die Problematik geschaffen werden könne. Ein solches Fortbildungsprogramm gibt es unter dem Namen „Irre menschlich Hamburg“. Es handelt sich dabei um eine trialogische Bürgerinitiative in Hamburg.

BASTA hat ebenfalls ein Projekt für Polizeibeamte mit einem ähnlichen Konzept wie Prof. Dr. jur. Thomas Feltes fordert. (www.bastagegenstigma.de/polizeiprojekt). BASTA wird an die beiden bayrischen Polizeifachhochschulen zu Seminaren eingeladen. In Bayern gibt es den Krisendienst, der Polizeibeamte unterstützt.

Weitere interessante Informationen sind nachzulesen unter (https://www.aerzteblatt.de/archiv/229821/Interprofessionelle-Zusammenarbeit-Die-Rolle-der-Polizei-in-der-psychiatrischen-Versorgung). 


Terminerinnerung:
Symposium „Behandlung von Psychosen“ am 18.03.2023 in München am Klinikum rechts der Isar

Am Samstag, dem 18.03.2023, findet im Klinikum rechts der Isar eine Tagung zum Thema „Behandlung von Psychosen in Forschung und Praxis – Wissen schafft Heilung“ statt. Die Veranstaltung beginnt um 9 Uhr und endet um 14 Uhr. Genaueres zu den Vorträgen siehe Januar-Blog!

Die Veranstaltung findet im Hörsaal A im Klinikum rechts der Isar, Zugang über die Einsteinstraße, statt. Der Veranstalter ist die Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie vom Klinikum rechts der Isar an der Technischen Universität München, Ismaninger Straße 22, 81675 München. Die Website lautet https://www.psykl.mri.tum.de. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. CME-Punkte sind beantragt. 


Cover des Buches “Dem Zwang die rote Karte zeigen” von Susanne Fricke und Katharina Armour, erschienen im Balance-Verlag

Buchbesprechung:
„Dem Zwang die rote Karte zeigen – Ein Ratgeber für Kinder, Jugendliche und ihre Eltern“ von Susanne Fricke und Katharina Armour

Sind Jugendliche und Kinder von einer Zwangserkrankung betroffen, trifft dies die Eltern mit. Das Buch gibt der Familie ein Werkzeug an die Hand, den Zwang in Schach zu halten und oft auch ganz zu überwinden. Es ist für die Heranwachsenden altersgerecht geschrieben – die Autorinnen sind erfahrene Psychotherapeutinnen im Umgang mit dem Zwangsmonster, wie die Erkrankung auch humorvoll bildlich benannt wird.

Zuerst werden Zwänge definiert, deren Entstehung beleuchtet, eine Abgrenzung zum Normalen vollzogen, im zweiten Kapitel werden Hilfsmöglichkeiten durch Professionelle und Medikamente aufgezeigt, im dritten Kapitel die eigenen Ressourcen gegen den Zwang dargelegt. Wie Familie die Betroffenen unterstützen können, wird ebenfalls beschrieben. Zum Schluss werden häufige Fragen zum Zwang beantwortet, Anlaufstellen und Literatur aufgelistet und last but not least alle Arbeitsblätter abgedruckt, die man aber auch im Internet downloaden kann.

Das Buch ist einfühlsam, humorvoll geschrieben, praxisorientiert und mit vielen zahlreichen konkreten Beispielen versehen – es hilft dabei, die Krankheit zu verstehen, holt die Betroffenen aus ihrer Einsamkeit und unterstützt sie Schritt für Schritt dabei, wieder ihr Leben zu leben.

„Dem Zwang die rote Karte zeigen – Ein Ratgeber für Kinder, Jugendliche und ihre Eltern“ ist im Balance buch + medien verlag erschienen (ISBN 978-3-86739-240-2) und kostet 18.- Euro.
(https://balance-verlag.de/product/dem-zwang-die-rote-karte-zeigen/)